Warum intuitives Essen nicht immer die beste Lösung nach einer langen Diätzeit ist.
Intuitives Essen scheint zurzeit in aller Munde. Doch ist es wirklich das Allheilmittel nach einer langen quälenden Diätphase, wie uns viele glauben machen wollen? Es gibt, wie bei vielen Methoden einen gewissen Prozentsatz an Menschen, die von Anfang an positiv auf das intuitive Essen reagieren. Allerdings gibt es auch viele Menschen, denen auch ich angehöre, für die das intuitive Essen nicht der richtige Weg ist.
Woran liegt es, dass bei vielen intuitives Essen mehr zu Frust, Gewichtszunahme und Hilflosigkeit führt, als zur versprochenen Freiheit?
Schauen wir uns die wichtigsten Grundsätze des intuitiven Essens einmal an:
- Iss, wenn du körperlich hungrig bist.
Nach einer jahrelangen Diätgeschichte ist es gar nicht so einfach, diesen Grundsatz umzusetzen. Das Hungergefühl ist vielen schon vor Jahren abhandengekommen und nur schwer zu ermitteln. Es gibt Hilfestellungen auf Basis der körperlichen Empfindungen und dennoch ist das Hungergefühl oft kein zuverlässiger Partner in Sachen Essen. Zudem ist es äußerst unpraktikabel, wenn man ständig in sich hineinhören muss, ob sich da gerade tatsächlich ein „Hüngerchen“ anbahnt oder ob es doch nur Gelüste sind. Oft haben ehemalige Diäthaltende auch eine Art „Angst vor dem Hunger“. In vielen Diäten wird einem weisgemacht, dass Hunger dringlichst zu vermeiden ist, weil dann der Stoffwechsel direkt in den Keller sackt und Muskeln abgebaut werden. Dabei ist das Hungergefühl genauso natürlich wie jedes andere Gefühl, dass wir täglich haben.
Hinzu kommt, dass dieses ständige in sich Hineinhören und Abwägen, ob man nun tatsächlich hungrig ist, besonders zu Anfang unglaublich energieaufwendig ist. Wenn man viele Diäten gemacht hat, neigt man dazu, die Grundsätze als Regeln zu verstehen und diese perfekt ausführen zu wollen. Und was ist, wenn es tatsächlich Hunger ist und man sich in einer Situation befindet, die Essen gerade nicht zulässt? Diese Dinge führen schon häufig zu Beginn zu Überforderung. Es entsteht Frust und Frust endet oftmals in emotionalem Essen. Als ich mit der intuitiven Ernährung begonnen hatte, habe ich mich gefühlt, als sei ich ohne Schwimmweste auf dem Atlantik ausgesetzt worden, hilflos und alleine.
- Höre auf mit dem Essen, sobald du angenehm satt bist.
Auch für diesen Grundsatz gibt es Hilfsmittel, wie beispielsweise eine Hunger-Sättigungsskala. Sättigung ist allerdings für viele, die jahrelang Diät gehalten haben, noch schwieriger zu erkennen als das Hungergefühl. Wer dazu noch ein schneller Esser ist, hat häufig schon viel zu große Mengen zu sich genommen, bis die ersten Sättigungssignale bewusstwerden. Die Sättigung ist wie der Hunger ein schleichender, stufenweiser Prozess. Es ist äußerst schwierig den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, die Gabel endgültig niederzulegen. Auch wenn das noch etwas ist, was man sich durch Ausprobieren aneignen könnte, spielt noch ein anderer wichtiger Faktor eine entscheide Rolle bei der Sättigung.
Hast du dich schon mal gefragt, warum du die Gabel nicht weglegen kannst, obwohl du es dir felsenfest vorgenommen hast? Hier ist die Antwort…
Während des Essens sind in unserem Gehirn vor allem die Areale aktiv, die für das Überleben wichtig sind. Dieser Bereich wird auch „Genusszentrum“ genannt. Essen führt zur Ausschüttung von Glückshormonen. Dieser Mechanismus führt dazu, dass wir eben gerade nicht die Gabel aus der Hand legen wollen. Wir wollen weiter essen, weil es gerade im Moment soooo gut schmeckt. Bei Menschen mit langer Diätgeschichte ist dieses Genusszentrum im Gehirn beim Essen häufig dominant. Unser Verstand, der sich hauptsächlich im sogenannten Neocortex befindet, hat hier Sendepause. Dieser Teil des Gehirns ist dafür zuständig, dass wir rationale, durchdachte Entscheidungen treffen. Es ist auch der Teil im Gehirn, der uns sagen würde, dass wir doch jetzt genug gegessen haben und die Gabel hinlegen sollten. Leider ist unser Genusszentrum während des Essens häufig zu stark.
- Iss, was dein Körper möchte.
Dieser Grundsatz ist für viele ultimativ verwirrend. Ich kann dir an dieser Stelle schon einmal sagen, dass dein Körper weder Schokolade noch Eis noch Fritten möchte. Dein Körper ist ein geniales Verwertungs- und Entgiftungssystem und wenn es nach deinem Körper ginge, würdest du dich ausschließlich gesund und nährstoffreich ernähren. Jetzt wird dieser Grundsatz häufig dazu verwendet, um irgendwelche Mangelzustände zu erklären. Wenn „dein Körper“ beispielsweise nach Schokolade schreit, dann benötigt er Magnesium. Eine Banane ist hier übrigens die bessere Wahl.
Es ist nicht dein Körper, der die Schokolade, das Eis und die Fritten möchte. Es ist dein Genusszentrum, das dir vorgaukelt, dass du diese Dinge gerade unbedingt benötigst. Wenn du diese beiden Dinge nicht auseinanderhalten kannst, bist du bei der intuitiven Ernährung geneigt, auch regelmäßig zu ungesunden Lebensmitteln zu greifen (und ja, es gibt ungesunde Lebensmittel, auch wenn das beim intuitiven Essen ausgeklammert wird).
Nicht das ich jetzt falsch verstanden werde. Ich verteufele die intuitive Ernährung nicht. Ich finde nur, dass es eine Balance zwischen Kopf und Bauch geben sollte. Wir haben nun mal einen ausgeprägten Verstand und warum sollten wir ihn in diesem Thema nicht zu unseren Gunsten nutzen. Es ist zudem wichtig, auf seine Körpersignale zu achten. Sie sollten allerdings nicht die einzigen Anhaltspunkte im Bereich Ernährung sein, weil Missinterpretationen möglich sind.
Wenn du mit deinem Verstand zusammenarbeitest und eine für dich geeignete Ernährungsweise gefunden hast, wirst du automatisch mehr auf deine Intuition eingehen können. Ein wichtiger Schlüssel hierfür ist, dass du aufhörst, dich regelmäßig zu überessen. Denn nur wenn dein Verstand klar ist und dein Körper nicht mit unnötigem Essen überladen wird, kannst du spüren, was dir wirklich guttut und was du brauchst.
Falls du meine Unterstützung auf diesem Gebiet wünschst, melde dich gerne über das Kontaktformular ( https://headtofood.com/kontakt/ ) oder direkt unter sarah@headtofood.com.
Meine Coachings sind für intelligente Menschen, die ihre Ernährung und ihre Ziele nicht dem Zufall überlassen wollen, sondern sich mit Verstand und Herz der Sache annehmen, um maximale Erfolge zu erzielen.
Eure Sarah von headtofood