Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser?
Wenn du in deinem Leben viele Diäten gemacht hast, wirst du wahrscheinlich diesen Glaubenssatz aufgenommen haben. Diäten führen dazu, dass du dich an strikte, von außen auferlegte Regeln hältst. Du musst dich ständig selbst kontrollieren, um diesen Regeln zu folgen. In den meisten Fällen hält diese Phase einige Tagen, Wochen oder sogar ein paar Monate an. Du denkst in dieser Phase vielleicht „hey, die Regeln sind klar und einfach. Solange ich sie befolge, kann mir nichts passieren.“ Meistens dann, wenn du glaubst, alles im Griff zu haben, kommt der große Knall.
Oma hat die feine Käse-Sahnetorte gebacken, die du so gerne isst.
Du denkst dir: „Ein kleines Stück wird wohl nichts ausmachen, oder? Direkt danach halte ich mich wieder an meine Diät.“ Doch es bleibt nicht bei dem einen Stück Torte. In den nächsten Stunden und Tagen ist nichts Essbares vor dir sicher. Alles, was verboten war, wird jetzt in rauen Mengen verzehrt. Du setzt dir einen neuen Termin für den Diätstart „Montag fange ich wieder an.“
Doch in deinen Augen ist der Schaden schon entstanden. Du fühlst dich aufgebläht, unzufrieden, schwach und von dir selbst enttäuscht. Du zweifelst nicht die Diät an, die dir eventuell einseitige, unrealistische und ungesunde Ernährungsregeln auferlegt hat. Nein, du hast in deiner Vorstellung versagt. Du konntest diesen einfachen Regeln nicht folgen und hast die Kontrolle über dein Essverhalten verloren. Du und dein Körper erscheinen dir als nicht vertrauenswürdig. Wenn du die Kontrolle aufgeben würdest, dann, so bist du dir sicher, würdest du essen, bis du platzt. Ist es aber nicht möglich, dass der Kontrollverlust einzig und alleine daher kommt, dass es Regeln sind, die nicht mit deinem Körper und seinen Bedürfnissen im Einklang sind?
Kontrolle ist Mumpitz – Vertrauen ist der Schlüssel
Es ist immer wieder erstaunlich, wie wir Menschen dazu neigen, die Antworten auf unsere Fragen, Probleme und innersten Wünsche im Außen zu suchen. Kinder beispielsweise sind noch intuitive Esser. Sie sind mit ihren Körpersignalen verbunden und essen nur so viel, wie es ihnen guttut. Gerade Babys spucken den Brei, der zu viel ist, gleich wieder aus. Über die Zeit verlieren wir diese Verbundenheit mit uns selbst und unserem Körper. Doch unsere Veranlagung zum körperbewussten Essen ist oftmals nur verschüttet und kann wieder aktiviert werden. Wir dürfen unserem Wunderwerk an Körper mehr Vertrauen schenken. Er ist optimal auf uns ausgerichtet, wenn wir ihn anhören.
Wende dich statt deinen Gedanken deinen Empfindungen zu.
Statt beim nächsten Stück Kuchen ein schlechtes Gewissen zu haben, frage dich doch einfach mal offen und ehrlich, wie es dir damit geht. Die Antwort darauf ist eine viel solidere Grundlage für deine Essensentscheidungen als irgendwelche Mainstream- Ernährungsregeln. Diese Frage kannst du dir auch stellen, wenn du dich gerade heillos überfressen hast. Oftmals tendieren wir in einer solchen Situation dazu, in unseren Kopf zu gehen.
Sätze wie „jetzt hast du es wieder nicht geschafft, dich an die Regeln zu halten“ oder „du bist willensschwach“ finden hier ihre Spielwiese. Diese Gedanken werden abgespielt, wie ein Song auf einer gesprungenen Schallplatte. Wenn du dich aber deinen eigentlichen Körperempfindungen ganz ohne Wertung zuwendest (Völlegefühl, leichte Übelkeit, gespannter Bauch), ist die Chance größer, dass du dich vor der nächsten Essattacke daran erinnerst, wie du dich beim letzten Mal gefühlt hast und du kannst dich anders entscheiden.