Essens-Fatalismus

"Jetzt ist eh alles egal, oder?"

Vor zwei Tagen habe ich Johannisbeermarmelade eingekocht. Kurz zuvor habe ich lecker zu Abend gegessen und war eigentlich rundum zufrieden und satt. Während des Kochens stieg mir der feine Duft der frischen Marmelade in die Nase. Um zu prüfen, ob meine Kreation ausreichend geliert, füllte ich einen kleinen Klecks auf einen Unterteller und stellte diesen für 5 Minuten ins Gefrierfach. Wer den Test nicht kennt: Man schiebt den Finger nach den 5 Minuten in die Marmelade und schaut, ob sie Falten schlägt. So genug der Kochtipps…

Die alte Diätmentalität schlägt zu!

Wie automatisch schob ich mir den Finger mit der gut gelierten Marmelade in den Mund und schlemmte auch noch den kleinen Rest auf dem Teller. Auf einmal war da dieser Drang da, noch etwas zu essen. Früher habe ich solchen Impulsen umgehend nachgegeben. Heute weiß ich, dass da eine Nachricht verborgen ist. Ich fragte mich also, was denn gerade los sei, denn Hunger war es definitiv nicht. Sofort kam mir der der Satz:

„Jetzt ist eh alles egal“ in den Sinn.

Ein mir wohlbekannter Satz. Dieser Satz entstammt direkt aus meinem früheren Diätzeiten. Als ich mich noch mit Diäten rumquälte, kam immer irgendwann der Punkt, an dem ich eingeknickt bin. Die ganze Woche habe ich beispielsweise brav meine Kalorien gezählt und mein Wille war eisern. Am Wochenende dann hat morgens schon ein Butterhörnchen ausgereicht, um die Lawine in Gang zu setzen.

Neben den Gefühlen von Enttäuschung, Hilflosigkeit und einem Hauch von Fatalismus war da immer der Gedanke „jetzt ist eh alles egal“. Damit war gemeint, dass ich meine Diät schon gebrochen hatte und es jetzt dann auch egal war, was ich sonst noch so esse.

Der Tag schien für mich verloren. Dieser Satz hatte dann zur Folge, dass ich alles Mögliche in greifbarer Nähe in mich reingeschoben habe. Diese Essanfälle hatten weder etwas mit einer bewussten Entscheidung noch mit Genuss zu tun. Zurück blieb ein Häufchen Elend, dass sich Serien schauend unter der Kuscheldecke versprach: „Am Montag greifen wir wieder an“. Oft hielt die „Chaosphase“ allerdings über Tage oder Wochen an, was meine vermeintlichen Erfolge zu Nichte machte.

Körperweisheit

Heute weiß sich, dass sich mein Körper und mein Kopf nur gegen die strengen Diätregeln und das starke Kaloriendefizit gewehrt haben. An dieser Stelle möchte ich meinem unglaublich weisen Körper dafür danken, dass er Schlimmeres verhindert hat.All das ging durch meinen Kopf, als ich mir die Frage stellte, was eigentlich los sei.

Mein neues Bewusstsein

Ich wurde mir selbst, meinen Gedanken und Gefühlen bewusst, die meine Handlungen steuerten. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich sagte mir: „Ja klar, das ist mein altes Diät-Ich, dass hier gerade die Kontrolle übernehmen möchte. Keine Angst, wir machen keine Diät mehr. Ich kann wieder essen, wenn ich tatsächlich Hunger habe“.

Die Lust war schlagartig verschwunden. In diesen Momenten, in denen ich meinen Impuls durch mein Bewusstsein ersetze, fühle ich mich stark, frei und unglaublich glücklich. Nur weil ich vielleicht gefühlt ein bisschen von meinem Weg abkomme, bedeutet das nicht mehr, dass ich mich umdrehe und in die komplett entgegengesetzte Richtung renne. Vielmehr führe ich mich sanft und liebevoll wieder dorthin, wo es mir wirklich gutgeht, nämlich ganz zu mir. So spare ich einiges an Umwegen auf dem Weg zu meinem Ziel.

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